Ich möchte nicht nur meine Geschichte erzählen. Ich möchte Menschen den Raum geben ihre eigene Geschichte zu erzählen. Geschichten, in denen Menschen ihre eigenen Stimme gefolgt sind. Neue Wege gegangen sind. Regeln gebrochen haben. Gewachsen sind. Denn es gibt so viele wirkliche beeindruckende Geschichten, die erzählt werden sollten!
Die Geschichte von Marcella Simone
„Vor vielen Jahren fand ich ein Tagebuch aus meiner Kindheit. Ich war ca. elf Jahre alt. Erstaunlicherweise konnte ich mich – während ich es las – an jeden Satz erinnern den ich geschrieben habe. Ein eigenartiges Gefühl: „Wenn ich erwachsen bin, dann werde ich nach Amerika und nach Afrika gehen. Ich schreibe ein Buch und werde so berühmt sein, dass ich immer genug Geld habe und werde reisen soviel ich will.“ Ich hatte schon früh den Wunsch frei zu sein und unabhängig zu leben…
Meine Grossmutter erzählte mir sehr viel von Menschen aus der Welt, sie erzählte vom Orient, Geschichten aus Indien, Ägypten und las mir Kurzgeschichten vor. Dabei roch die Wohnung immer sehr stark nach Räucherstäbchen. Oft schaute ich mir ihre Bücher an, mit bunten Lederrücken, goldener Schrift, das Papier vergilbt und dieser Geruch… bis heute liebe ich den Geruch und gebundene Bücher. Ich mochte diese Bücher und die Geschichten und fing an zu träumen und hatte eine klare Vision vor Augen.
Eines Tages werde ich auch dort über all sein!
Meine Gedanken waren den ganzen Tag in irgendwelchen Fantasien und Büchern gesteckt. Ich war überzeugt davon, wenn ich genügend Geld habe, packe ich den Rucksack und bereise die Welt mit einem Zug, so wie Huckleberry. Mir war aber auch klar, ich müsste Geld verdienen also starte ich nach dem Schulabschluss direkt eine Ausbildung und zog in meine erste eigene Wohnung.
Schnell wurde ich abgelenkt von meinen Träumen, das Leben war doch sehr anstrengend und Liebe und Verantwortung spannte mich ein. Es war garnicht so einfach wie ich das erwartet hatte und meine Träume wurden blasser. Mein Leben bestand aus Verein, Sport und Arbeit, über viele Jahre. Erneut hatte ich nebenberuflich studiert, eigentlich wusste ich damit überhaupts nichts anzufangen, aber ich stieg die Karriereleiter so weiter nach oben und konnte mir wenigstens meine Urlaube ermöglichen. Ich konnte reisen und arbeiten verbinden und war jedes denkbare Wochenende am See oder in den Bergen.
Nahezu unerträglich spitzte sich meine Befangenheit zu und der Wunsch frei zu sein und eines Tages wurde ich betriebsbedingt gekündigt.
Meine erste grosse Reise stand an: Ich wurde drei Monate bezahlt beurlaubt und ich stieg am nächsten Tag direkt alleine in ein Flugzeug nach Bangkok. Da war es, dieses Gefühl von „Ich bin frei“, es kam mir so vertraut vor, obwohl ich es noch nie erlebt hatte. Da ich bereits meine Yoga Ausbildung absolviert hatte, war ich schon auf meinem spirituellen Weg und wusste es musste alles so kommen. Ich entschied mich für Asien und pilgerte durch die Länder Malaysia, Vietnam und Kambodscha, lebte im Kloster und liebte dieses oft schweigende Zufriedensein. Monatelang war ich barfuss und meditierte oder las. Doch leider musste ich zurück. Ein neuer Job wartete, es folgte ein Jahr voller Schmerz, Sehnsucht und einer Trennung. Ich bekam die Diagnose Brustkrebs.
Ein Jahr mit viel Tiefe und Achtsamkeit stand mir bevor und ich entdeckte das Wellenreiten für mich. Ich war einige Monate auf Fuerteventura und liebte den Horizont und die Ferne. Das für mich sein. Sergio Bambaren schrieb über die „Botschaft des Meeres“ und ich folgte dem Klang. Es hat mich gerettet, auf meinen Weg. Ich erkannte wie das Leben mir eine zweite Chance gab. Ich entschied mich also alles hinter mir zu lassen und erneut von ganz vorne anzufangen. Es hat ganze fünf Jahre gedauert bis ich nach München gezogen bin und die Natur auch dort mein Leben bereicherte, eine Verbindung zwischen Arbeit, Berge und Seen. Eine wundervolle Kombination an Möglichkeiten. Das Ziel war nun an vier Tagen in der Woche zu arbeiten und an drei Tagen der Woche zu leben. Jahr für Jahr baute ich mir meine Freiheit auf, Stück für Stück kam ich meinem Wunschleben immer näher.
Bis heute bin ich nicht auf der Suche nach dem Leben, ich bin am Wandern, jede Reise ist eine Chance, meine Erfahrung, es gehört zu mir wie mein Herzschlag.
Die beste Entscheidung und das ist das was mich am glücklichsten macht, ist mich immer und immer wieder frei zu machen, von allem Besitztum und einfach irgendwohin zu fliegen. Neu anfangen und frei zu sein. Ich habe eine zweite Chance bekommen und darf mir die Welt mit meinen Augen ansehen.
In der Meditation beginne ich täglich ein neues Leben. Meine Heimat ist kein Ort. Meine Heimat ist mein Herz und meine Seele, in einem gesunden Körper. Ob ich in Israel, Schweden oder in Afrika bin, ich kann mir andere Kulturen ansehen, in einen Ozean springen, der auch auf der anderen Seite der Welt ist. Freiheit und die Natur sind das was mich atmen lässt.
Während ich dieses Diktat aufnehmen laufe ich barfuß durch einen kleinen Bach hinter meinem Haus, in Herne und wer hätte gedacht dass Nordrhein-Westfalen eines Tages mal zu Hause sein wird. Ganz nah am Meer.
Manchmal muss erst etwas passieren, vielleicht bin ich darum Coach geworden. Ich will andere davor bewahren nur alles abhängig von einem Umstand zu machen. Ich will anderen zeigen wie das Leben wirklich einfach und erfüllt sein kann.
Ich sehe mein Leben als eine Reise, ich weiss nie was als nächstes kommst… aber ich weiss ganz sicher, dass ich immer meinem Herzen folgen werde.“
Ein Text von Marcella Simone.
Mehr über Marcella:
Instagram: @marcy_mone
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